Station des Rundgangs "Auf Lessings Spuren" Christian Leiste 1738 – 1817 Pädagoge und Rektor
So wird Leiste im Frühjahr 1766 nach Wolfenbüttel berufen und erteilt mit großem Erfolg mathematischen und naturkundlichen Unterricht. Leiste veröffentlicht einige Arbeiten aus diesem Fachgebiet, so über den Bau eines Quadranten und über eine Neue Einrichtung der Luft-Pumpe (1772). Zu Leistes Pensum gehört neben der reinen Mathematik Geometrie, Trigonometrie, Astronomie, später auch Naturgeschichte, Theologie (nach dem Lehrbuch seines Lehrers Baumgarten), schließlich Geschichte und Geographie. Nach Jakob Friedrich Heusingers Tod 1778 wird er dessen Nachfolger; wegen seiner Tüchtigkeit ernennt ihn der Herzog 1786 zum Professor. Leiste ist, wie Heusinger, ein eifriger Benutzer und Leser der Fürstlichen Bibliothek. Lessing lobt ihn 1773 in seiner Zeitschrift Zur Geschichte und Literatur als »würdigen Schulmann«. Nach der Veröffentlichung seiner Beschreibung des Britischen Amerika (1778), für die Leiste die Bestände der Bibliothek nutzt, kommt es schließlich zu einer Zusammenarbeit der beiden Gelehrten. Lessing hatte unter den Augusteischen Handschriften einen spanischen Text mit der Beschreibung Brasiliens eines gewissen Pedro Cudena entdeckt. Er zog Leiste als Kenner heran, der die Übersetzung verbesserte und Anmerkungen beifügte. Die Veröffentlichung dieser Arbeit hat Lessing nicht mehr erlebt. Sie erscheint, von Leiste herausgegeben, posthum 1781 im sechsten Band von Lessings Zeitschrift Zur Geschichte und Literatur und auch als Buch.
Christian Leiste verrichtet seinen Schuldienst 49 Jahre bis zu seinem Tod am 21. Februar 1817. Außer einem Lehrbuch der Arithmetik und Algebra (1790) und Rezensionen hat er nichts mehr veröffentlicht. Sein Sohn Anton Friedrich, seit 1794 bereits an der Großen Schule tätig, wird sein Nachfolger. Wilhelm Raabe, der in die Familie Leiste einheiratete, äußert sich 1892 sehr ungünstig über Leiste: »Ein frommer Mann, der zwar viel mit Lessing in Wolfenbüttel zusammenarbeitete, aber den Herrn Hofrath und Bibliothekar für einen Verlorenen, was sein Seelenheil anbetraf, hielt und seine Herren Primaner nicht dringend genug vor ihm, seinem Leben, Wesen, Denken und Treiben warnen konnte«.