Station des Rundgangs "Auf Lessings Spuren" Jakob Friedrich Heusinger 1719 – 78 Pädagoge und Philologe
1759 wird Heusinger Nachfolger des verdienten Rektors Johann Christoph Dommerich, der 1757 als Professor nach Helmstedt berufen worden war. Als Schulleiter ist er einer der sechs Lehrer der Schule, die sich damals in der Kommisse befindet. Er unterrichtet die Primaner in griechischer und lateinischer Dichtkunst, Theologie, Philosophie, auch in Arithmetik und Geschichte. Anlässlich der Examina war es üblich, dass der Rektor eine öffentliche Rede hielt. So hat sich auch Heusinger zwischen 1759 und 1773 in zwanzig Reden mit pädagogischen Themen befaßt. Er spricht z.B. über die Vorteile, »welche ein in der öffentlichen Schule unterrichteter Schüler vor anderen, die zu Hause unterwiesen werden, hat« oder darüber, »Wie ein Schüler, besonders der obersten Klassen, seine Zeit, außer der Schule, nützlich anwenden sollte« oder »Von den Vorteilen, welcher ein Staat von wohleingerichteten Schulen hat«.
Neben dem Unterricht beschäftigt sich Heusinger mit der Herausgabe und Kommentierung von Texten antiker Autoren. Er ist ein sehr fleißiger und dankbarer Benutzer der Fürstlichen Bibliothek, der über Jahre vor allem die mittelalterlichen Gudischen Handschriften studiert. So entleiht er für sein Hauptwerk, die Edition einer Neuausgabe von Ciceros Schrift De officiis, das auf Vorarbeiten seines Onkels zurückgreifen kann, zahlreiche Manuskripte und Drucke. Sein Werk erscheint erst nach seinem Tode 1783.
Lessing lernt den kundigen Philologen bald kennen und schätzt seine immense Gelehrsamkeit. Er gewinnt ihn zur Mitarbeit an seiner Bibliothekszeitschrift Zur Geschichte und Litteratur. Aus den Schätzen der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel und bekennt, dass er »zu dessen längst bekannten Einsichten in dem ganzen Felde der alten Litteratur und Kritik« öfters seine »Zuflucht« nahm.
Jakob Friedrich Heusinger stirbt am 26. September 1778 im Alter von 59 Jahren. In einem Nachruf von Friedrich Karl Hirsching heißt es, dass er ein geschickter und thätiger Schulmann war, der eine vorzügliche Stärke besonders in der griechischen Literatur und eine gesunde Auslegungskunst besaß.